
Der Erfolg der Harry-Potter-Bücher ruft schon früh die US-amerikanische Filmgesellschaft Warner Bros. Entertainment auf den Plan. Der Medienkonzern kauft bereits 1998 die Merchandising-Rechte für Joanne K. Rowlings Romanzyklus und sichert sich kurze Zeit später über den Filmproduzenten David Heyman auch die
Filmrechte, noch bevor der weltweite Rummel um den Zauberlehrling mit der Veröffentlichung des dritten Bandes "Der Gefangene von Askaban" wirklich beginnt. Rowling behält jedoch das Mitspracherecht bei den Verfilmungen und beharrt z. B. auf britischen Schauspielern. Aufgrund dessen erhält der junge Daniel Radcliffe auch den Vorzug vor dem US-Amerikaner Liam Aiken.
Innerhalb der Grenzen der Marketingmaschine Hollywoods erschaffen vier verschiedene Regisseure – Chris Columbus, Alfonso Cuarón, Mike Newell und David Yates – ihre eigene Version von Rowlings Geschichten über den Zauberlehrling Harry Potter und seine Freunde. Im Hintergrund zieht derweil Produzent David Heyman still und heimlich die Fäden, der 1999 die Filmrechte an den ersten vier Potter-Bänden für kolportierte 2 Millionen US-Dollar erwarb. Die Filme haben bisher weltweit rund
4,5 Milliarden US-Dollar eingespielt.

Präsentieren sich insbesondere die ersten zwei Filme des Hollywood-Veteranen
Chris Columbus noch als in wohlige Rot- und Orangetöne getauchte Kinderfilme, die den bewährten Hollywood-Rezepten seiner Blockbuster "Kevin allein zu Haus" und "Mrs. Doubtfire" folgen, wachsen die folgenden Leinwandabenteuer mit ihren Hauptdarstellern und wandeln sich immer deutlicher zu Jugendfilmen in kalt-düsteren Farben.
Unter der Regie des Mexikaners
Alfonso Cuarón, der dem deutschen Publikum auch mit Filmen wie "Y tu mamá también" und "Children of Men" bekannt ist, deutet "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" bereits die düstere, zerbrochene Zaubererwelt an, in die sich Hogwarts im Laufe der Auseinandersetzung mit dem wieder erstarkenden Lord Voldemort verwandeln wird.
Mit schwarzem britischen Humor und einer guten Dosis Action versieht der Brite
Mike Newell die vierte Adaption, "Harry Potter und der Feuerkelch". Wohl auch aus Erschöpfung über die nervenaufreibenden, kraftzehrenden Dreharbeiten gibt er den Stab des Regisseurs an seinen Landsmann David Yates weiter.
In Yates, der sich zuvor vor allem im Fernsehbereich mit Serien wie "State of Play" einen Namen gemacht hat, findet der Potter-Franchise den Regisseur, der die Serie zu einem Ende bringt: Bei allen vier verbleibenden Filmen, "Harry Potter und der Orden des Phönix", "Harry Potter und der Halbblutprinz" und dem noch ausstehenden, in zwei Teile gesplitteten "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes", übernimmt Yates die Regie.
Die Filme spannen so einen Bogen: Aus der Rettung des Steins der Weisen im ersten Teil, die noch Züge eines Kinder-Abenteuers trägt, erwächst mit zunehmendem Alter der Protagonisten ein Kampf zwischen zwei Welten, zwei Weltanschauungen – zwischen den Vorkämpfern einer freien Zaubererwelt um Albus Dumbledore und den neo-faschistischen Schwarzmagiern um Lord Voldemort, dessen Rückkehr einher geht mit seinem Griff zur Macht. Die Filme rücken verstärkt in den Vordergrund, was bereits als Grundmotiv die Bücher durchzieht: Das Einsickern der Politik in alltägliche Lebensbereiche. Anspielungen auf den Nationalsozialismus sind unverkennbar. Die Einteilung der Menschen in Reinblüter, Schlammblüter und Muggel und die "Dunkle Seite", die alle "Unwürdigen" ausrotten will – all dies spielt auf Rassismus und die Verbrechen im Dritten Reich an.

Da sich die von Band zu Band umfangreicher werdenden Abenteuer Harry Potters nicht in vollem Umfang in einem Spielfilm von zweieinhalb Stunden Länge unterbringen lassen, konzentrieren sich alle Filme auf wenige, wesentliche Handlungsstränge. An die Stelle der detaillierten psychologischen Betrachtungen Rowlings tritt der Fokus auf die den Plot vorantreibenden Ereignisse und Handlungen. Dies ruft bei den Fans Kritik hervor, doch auch Rowling weiß, dass sich Bücher nicht eins zu eins auf die Leinwand übertragen lassen. Das Kino muss seinen eigenen Zugang zum Stoff finden.
Gemein ist Büchern wie Filmen jedoch eins: Sie spüren dem schmerzhaften Prozess des Erwachsenwerdens ihrer Helden nach und zeigen auf, wie aus den teils spaßhaften Kinderabenteuern bitterer Ernst wird. Taucht Rowling in ihren Büchern noch tief in die Gedankenwelt ihrer literarischen Schützlinge ein, spielen die Filmschauspieler die Irrungen und Wirrungen der Pubertät nach, in die sie auch im wirklichen Leben geraten. Auf diese Weise erweitern die Filme Rowlings Diskurs über das Erwachsenwerden um eine zusätzliche Dimension.
Harry Potter und der Stein der Weisen, Chris Columbus, UK/USA, 2001, 152/159 Min.
Harry Potter und die Kammer des Schreckens, Chris Columbus, UK/USA, 2002, 153/174 Min.
Harry Potter und der Gefangene von Askaban, Alfonso Cuarón, UK/USA, 2004, 136 Min.
Harry Potter und der Feuerkelch, Mike Newell, USA, 2005, 151 Min.
Harry Potter und der Orden des Phönix, David Yates, UK/USA, 2007, 138 Min.
Harry Potter und der Halbblutprinz, David Yates, UK/USA, 2009, 147 Min.

Nach der Ermordung von Harrys Eltern wächst der Junge bei seinem Onkel Vernon, seiner Tante Petunia und seinem Cousin Dudley auf, von denen er lieblos behandelt wird. An seinem elften Geburtstag erfährt Harry, dass er ein Zauberer ist und für den Schulbesuch auf dem Zaubererinternat Hogwarts zugelassen ist. Endlich kann er seinen ungeliebten Verwandten entfliehen und eine ganz andere Welt kennen lernen. Lange währt die Idylle jedoch nicht. Der böse Magier Voldemort, der Harrys Eltern tötete, versucht den Stein der Weisen zu stehlen, um seine verlorene Macht und das ewige Leben wieder zu erlangen. Harry und seine besten Freunde Ron Weasley und Hermine Granger finden heraus, dass der Stein in der Schule versteckt ist und stellen sich den Aufgaben und Rätseln, die den Stein vor ungewolltem Zugriff schützen.
Der von Chris Columbus gedrehte Film spielte an den Kinokassen knapp 980 Mio. US-Dollar ein und steht derzeit auf Rang 6 der weltweit erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten.

Nach den Sommerferien freut Harry sich auf eine neues Jahr in der Zauberschule. Doch der Hauself Dobby warnt ihn vor gefährlichen Ereignissen und versucht ihn an der Rückkehr nach Hogwarts zu hindern. In der Schule treibt ein Monster sein Unwesen, greift Schüler an und hat es hierbei besonders auf muggelstämmige und nicht reinblütige Schüler abgesehen. Der Drahtzieher nennt sich der "Erbe Slytherins", gibt sich aber nicht zu erkennen. Harry gerät unter Verdacht, der Erbe Slytherins und verantwortlich für die Angriffe zu sein. Mit seinen Freunden versucht er seine Unschuld zu beweisen. Sie schaffen es, den jungen Lord Voldemort als Täter zu entlarven und in der Kammer des Schreckens das Monster zu töten.
Der Film spielte gut 870 Mio. US-Dollar ein und zählt damit zu den 20 kommerziell erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Auch den zweiten Teil drehte Regisseur Chris Columbus als Kinderfilm.

Mit dem neuen Regisseur, dem Mexikaner Alfonso Cuarón, wandelte sich die Szenerie der Potter-Welt. Es wird dunkler und kälter in Hogwarts, die Harry-Potter-Filmwelt entwickelt sich nun erkennbar vom Kinder- zum Jugendfilm.
Das dritte Jahr in Hogwarts beginnt für Harry und seine Mitschüler bereits ungemütlich. Der Massenmörder Sirius Black ist aus Askaban entflohen, dem Alcatraz der Zaubererwelt. Black ist Harrys Patenonkel und war einst ein Freund von Harrys Eltern – und doch soll er die Potters an Lord Voldemort verraten haben. Da das Zaubereiministerium vermutet, dass er diesem wieder zum Aufstieg verhelfen und Harry ermorden will, suchen die Dementoren, die furchterregenden Wächter des Gefängnisses, nach dem Flüchtigen. Im großen Finale stellt sich heraus, dass Sirius Black unschuldig und der eigentliche Verräter Peter Pettigrew, ein weiterer enger Freund von Harry Vater, ist. Dieser lebte als Rons Ratte Krätze getarnt immer in Harrys Nähe. Mithilfe eines Zeitumkehrers und anderer listiger Tricks können Harry, Ron und Hermine dem unschuldigen Sirius Black zur Flucht verhelfen. Der enttarnet Pettigrew jedoch kann fliehen und sucht Zuflucht bei seinem dunklen Anführer, dessen Macht von Film zu Film wächst.
Unter kommerziellen Gesichtspunkten ist der von der Kritik hoch gelobte dritte Teil am wenigsten erfolgreich – mit einem weltweiten Einspielergebnis von 790 Mio. US-Dollar reicht "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" nicht ganz an die anderen Filme heran. Für einen Platz unter den 30 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten reicht es dennoch.

Der Brite Mike Newell führt in seiner Regiearbeit die Entwicklung fort, die mit Cuarón begonnen hat. Große Wettkämpfe finden statt in Harry Potters viertem Jahr in Hogwarts. Vor Beginn des Schuljahres besucht er das Finale der Quidditch-Weltmeisterschaft. Die ausgelassene Stimmung kippt, als am Abendhimmel das Dunkle Mal auftaucht. Der Totenkopf, aus dessen Mund eine Schlange züngelt, ist das Zeichen, das zur Zeit von Lord Voldemorts Herrschaft die Orte markierte, an denen er und seine Anhänger, die Todesser, gemordet hatten. Voldemorts erneuter Griff zur Macht zeigt sich immer offener.
In Hogwarts findet mit dem Trimagischen Turnier ein Wettkampf zwischen den Zaubererschulen statt. Von einem verdeckten Anhänger Voldemorts wird Harry ins Turnier geschleust. Der Feuerkelch, der die Teilnehmer auswählt, nennt auch Harrys Namen. Er muss sich den schwierigen Aufgaben stellen und begegnet am Ende seinem Todfeind – als unfreiwilliger Teilnehmer an einem satanischen Ritual wird Harry Zeuge der Wiederauferstehung Lord Voldemorts, der sogleich seine Gefolgschaft – die Todesser – um sich versammelt. Nur knapp überlebt Harry das anschließende Duell mit seinem ärgsten Widersacher.
Mit einem Einspielergebnis von gut 895 Mio. US-Dollar spült der vierte Teil wieder mehr Geld in die Kassen von Warner Bros. Das reicht für die Top 15 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.

Harrys Warnungen vor der Rückkehr des gefährlichsten Zauberers der Geschichte findet wenig Resonanz. Die Bevölkerung möchte die Zeichen nicht wahrhaben und erklärt Harry und Schulleiter Albus Dumbledore zu Lügnern. Das Böse breitet sich jedoch immer weiter in der Gesellschaft aus. Die Dementoren folgen nicht mehr den Befehlen der Regierung, Menschen verschwinden. Auf der anderen Seite mischt sich das Zaubereiministerium in das Schulleben ein, um zu verhindern, dass die Schüler an die Rückkehr des dunklen Lords glauben. Harry und seine Freunde gründen die Widerstandsgruppe "Dumbledores Armee". Sie verhindern in einem Kampf gegen die Todesser, dass diese eine Prophezeiung aus dem Ministerium stehlen können, die Harry und Voldemort betrifft. Sie besagt: "Keiner kann leben, während der andere überlebt." In Hogwarts treffen die Todesser später auf die Mitglieder des reanimierten "Orden des Phönix", dem u. a. Sirius Black und die Weasleys angehören. Der Orden hat bereits während des ersten Versuchs der Machtergreifung gegen Voldemort und seine Anhänger gekämpft. Es kommt zum offenen Kampf; spätestens nun ist klar, dass Voldemort wieder zurück ist.
940 Mio. US-Dollar ließen die Kinobesucher bisher an den Kinokassen. Das bedeutet Platz 8 in der ewigen Bestenliste. Mit "Harry Potter und der Orden des Phönix" übernimmt der britische Regisseur David Yates die Inszenierung.

In Harrys sechstem Schuljahr greifen Terror und Angst in Gestalt der Todesser auch auf die Welt der Muggles über. Mithilfe von Horace Slughorn, dem Lehrer für Zaubertränke, kommen Dumbledore und Harry hinter das Geheimnis von Voldemorts Macht: Dumbledores einstigem Meisterschüler ist es gelungen, seine Seele in sieben Stücke aufzuteilen und diese in verschiedene Gegenstände zu sperren. Harry und Dumbledore machen sich auf die Suche nach den sogenannten Horkruxen, um diese zu zerstören.
Unterdessen schleust Harrys Gegenspieler Draco Malfoy, der von Voldemort den Auftrag erhalten hat, Hogwarts‘ Schulmeister zu töten, die Todesser in die Schule. Während der Orden des Phönix und die Bewohner von Hogwarts sich einen erbitterten Kampf mit Voldemorts Anhängern liefern, kommt es im Astronomie-Turm zur Konfrontation zwischen Dumbledore und Malfoy. Im letzten Moment verlässt den Jungen der Mut, sodass Severus Snape an seiner Stelle den tödlichen Fluch gegen den Schulleiter richtet. Harry, der die Szenerie hilflos verfolgt, muss mit ansehen, wie sein Mentor tödlich getroffen vom Turm fällt. Der Film endet mit der Begräbniszeremonie für das Oberhaupt der Zaubererschule, der auch eine schützende Rolle für die gesamte Zaubererwelt gespielt hat.
940 Mio. US-Dollar – damit liegt
Harry Potter und der Halbblutprinz auf dem neunten Rang der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.

Der letzte Band der Harry Potter-Reihe wird in zwei Filme geteilt. Hier führt weiterhin der Brite David Yates Regie. Der erste Teil kommt am 18. November in die Kinos.